„Viel zu wenig krass ausgedrückt“ – Gewalterfahrungen junger Menschen in den Hilfen zur Erziehung
Die Servicestelle Gewaltprävention im Kinderschutzbund war am Wochenende zu Gast beim Treffen der Landessprecher_innen in Dresden, jungen Menschen, die aktuell in den stationären Hilfen zur Erziehung (HzE) leben oder dort aufgewachsen sind. Anlass war die Veröffentlichung einer qualitativen Studie zu den Entwicklungsbedarfen in den HzE, gefördert durch das Landesjugendamt Sachsen.
Gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendhilferechtsverein (KJHRV) haben wir uns intensiv mit den Ergebnissen der Studie auseinandergesetzt, insbesondere mit dem Thema Gewalterfahrungen. Die Reaktionen waren eindeutig: Die Studie treffe zu, sei aber sogar noch untertrieben. „Das ist viel, viel krasser,“ so der Tenor der Teilnehmenden. Im Mittelpunkt der Berichte stand psychische Gewalt durch Fachkräfte. Dazu zählen etwa abwertende Kommentare über Körpergewicht und Erscheinungsbild, das Bagatellisieren psychischer Belastungen oder das Ignorieren von Hilfegesuchen. Ein weiteres großes Thema: starre, unflexible Regeln, wie eine verpflichtende „Mittagspause“ mit Ausgehverbot für Heranwachsende. Sanktionen wurden oft als unfair und willkürlich erlebt.
Damit Prävention gelingt, fordern und wünschen sich die jungen Menschen eine professionelle Haltung der Fachkräfte – geprägt von Respekt, Wertschätzung, Fairness, Unterstützung und Offenheit. Zusammen mit dem KJHRV setzen wir uns dafür ein, dass die Studienergebnisse nicht nur diskutiert, sondern auch in der Praxis spürbar umgesetzt werden. Denn eines ist klar: Es gibt viel zu tun – und wir haben bereits einige Ideen!
Den Link zur Gesamtstudie finden Sie hier: https://www.landesjugendamt.sachsen.de/download/InterVal-Entwicklungsbedarf-Hilfe-zur-Erziehung-Langfassung-Studie-Oktober-2024-barrierefrei.pdf